Dem Volk aufs Maul geschaut
Zeitlebens hat Wendel Langenegger nicht nur seinen Rheintaler Dialekt gepflegt, er hat auch dafür gesorgt, dass die Sprache seiner Heimat nicht in Vergessenheit gerät. Sein Buch «A Hampfla Rintlerspröch» ist jetzt in 2. Auflage erschienen.
Es war eine Fleissarbeit, die den 2005 verstorbenen Wendel Langenegger während vielen Jahren mit Freude erfüllt hat. Wie kein anderer im oberen Rheintal hat der langjährige Altstätter Lehrer mit Heimatort Kriessern seinem Volk genau aufs Maul geschaut und die vielen Redensarten und Sprüche seiner Heimat schriftlich festgehalten. Sein Anliegen war es, die Sprache unserer Vorfahren, die in Zeiten wachsender Mobilität und Zuwanderung fremder Menschen immer mehr am Verschwinden ist, der Nachwelt zu überliefern.
«Der regionale Wortschatz verschwindet mit dem alten Hausrat, den Werkzeugen, dem Brauchtum, und in aller Stille entstehen neue Lebensgewohnheiten und das landesübliche, wässerige Schwizertütsch», schrieb Langenegger 1997 beim erstmaligen Erscheinen seiner «Rintlerspröch». Es war eine nüchterne und richtige Analyse des aktuellen Zustandes des Rheintaler Dialektes. Und seither ist die Entwicklung in Richtung eines verwässerten Dialektes ungebremst weiter gegangen.
Mehr als nur Nostalgie
Auch wenn im Tal immer weniger Menschen die von Langenegger beschriebene Sprache sprechen mögen, die Nachfrage nach seinem gesammelten Sprüchen ist deswegen nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: Nachdem die 1. Auflage nach kurzer Zeit ausverkauft war, haben sich die Witwe und die Tochter von Wendel Langenegger entschlossen, das Buch in einer leicht veränderten zweiten Auflage herauszugeben.
«Es wurden ein paar neue Wörter und Sprüche ins Buch aufgenommen», sagt Brigitte Schön-Langenegger, die Tochter des Autors. Dazu kommen wie in der ersten Auflage zahlreiche Illustrationen des 1998 verstorbenen Künstlers und Zeichenlehrer Kurt Metzler.
Derbe Sprache
Wer in Langeneggers Buch liest, muss immer wieder lachen oder schmunzeln.
Es sind Sprüche mit vielen blumigen Wörtern und Vergleichen, die typisch sind für den manchmal derben und rauhen Rheintaler Dialekt. Wenn die Einheimischen früher miteinander gesprochen haben, wurde meistens kein Blatt vor den Mund genommen. «Wänn ‘s Wüastsii a Sünd wär, kämist du z‘ undast i d'Höll.» Und wenn einer die 40 erreicht hatte, gab man ihm zu verstehen: «Er kund jiiez is Schwobealter.» «Er macht Ooga wi Heiliggrabkugla», bekam der Staunende zu hören.
Beim Mann ist vom Plaampi, Südari und sälzna Köger die Rede, während Frau schon mal als «richtigs Suläader» oder «hääli Krott» bezeichnet wird. Alles nicht bös gemeint, so ist den urchigen Rheintalern nun einmal der Schnabel gewachsen. Und Wendel Langenegger würde schmunzeln, wenn ihm solche Sprüche zu Ohren kämen.
Quelle: Markus Rohner im Rheintaler, 2. Februar 2010
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