"Socki"-Mitarbeiterin
Ausschnitt aus [JS2015], Seite 244:
« In der Sockenfabrik in Balgach brachte Marianne Nüesch die Socken zum Netzen in die angrenzende Weberei und machte dort erst mal schlapp: Die Säuredämpfe der Färberei und der starke Föhn, der durchs Rheintal wehte, hatten ihrem Kreislauf zugesetzt. Sie gewöhnte sich daran, füllte die nassen Socken in die Wäscheschleuder und brachte sie auf dem Transportwagen zurück in die Formerei, wo sie die feuchten Socken auf die heissen Metallformen spannte und nach dem Trocknungsdurchlauf wieder abzog. Wir schauen uns eine alte Firmenaufnahme mit den aufgespannten Socken an: «Jesses, das ist ja die Rosa!», ruft die ehemalige «Socki»-Mitarbeiterin aus. «Rosa Hasler aus Oberriet, eine Altledige!» Marianne Nüesch hält sich die Hand vor den Mund. Was damals üblicher Sprachgebrauch war, tönt heute diskriminierend. Dabei hat sie die Vorarbeiterin gemocht. Sie hatte Verständnis für die jungen Frauen, die im Fabrikationssaal Musik laufen liessen und hinter den Gestellen verschwanden, um Rock 'n' Roll zu tanzen, wenn «Sugar Baby» von Peter Kraus lief. »
Quelle: Sticken und Beten - die Textildynastie Jacob Rohner: Familie, Firma, Klerus (1873-1988), Jolanda Spirig, 2015 [JS2015]
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