*** Johann Baptist Weder ***

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Joseph

Weder

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Anna Maria ("Doktors")

Weder-Lüchinger

... Eltern von ...

Johann Baptist

Weder

* Fr, 1800-06-27
† Do, 1872-10-17

... verheiratet mit ...

...

 

 

Di, 1832-09-11

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Maria / Mariette

Weder-Looser

...

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Johann Ferdinand Weder


*** Report ***


Personalien

Name

Johann Baptist Weder

Bürger von

Oberriet, SG

Geboren am

1800-06-27 in Oberriet, SG

Taufe am

1800-06-27 in Oberriet, SG
Taufpate: Johannes Lüchinger
Taufpatin: [Maria] Elisabet[h]a Lüchinger

Gestorben am

1872-10-17 in St. Gallen

Titel

Dr. Juridis

Beruf(e)

Landammann und Nationalrat (Liberale 1848–1851, 1858–1860, 1861–1872); alt Landammann (1874)

Wohnort(e)

Oberriet, SG (1800, 1801, 1804); St. Gallen (1839, 1872)


Eltern

Vater

Joseph Weder (1768-03-14 bis 1804-04-22)

Mutter

Anna Maria ("Doktors") Weder-Lüchinger (1773-07-27 bis 1845-02-02)


Partner

Ehefrau

Maria / Mariette Weder-Looser (1811-10-27 bis 1869-03-18)
Hochzeit am 1832-09-11


Kinder

Sohn

Johann Ferdinand Weder (1839-02-14 bis 1888-05-06)


Getauft durch 'Paroch.'. Wuchs auf dem Gut 'Zur Burg' auf. Noch als 17-Jähriger arbeitete er im Landwirtschaftsbetrieb der Eltern mit und führte auf dem Blattenberg Steine. Beim freisinnigen Pfarrer Künzle lernte er Latein und sonnte 1818 in eine höhere Klasse des Gymnasiums Katholischer Fundation in St. Gallen eintreten (wo er erste politische Anregungen namentlich von Josef Anton Sebastian Federer von Berneck erhielt). Rechtsstudium (nach einem Semester an der Philosophischen Fakultät) in Freiburg von 1823 bis 1827 im Breisgau und in Göttingen mit Abschluss 1827 in Göttingen als Dr. iur. Anwalt. 1831 war Johann Baptist Mitgründer und Redaktor der 'St. Galler Zeitung', 1846-51 des 'St. Galler Boten'. 1833 wurde Johann Baptist (neben Baumgartner) erstmals in den Grossen Rat des Kantons St. Gallen gewählt. 1833 bis 1835, 1837 bis 1839, 1841 bis 1851 und 1855 bis 1867 war er radikalliberaler St. Galler Kantonsrat. 1833 bis 1835 und 1855 bis 1857 kath. Erziehungsrat; 1847 bis 1851 und 1861 bis 1863 Regierungsrat. 1848 bis 1851, 1858 bis 1860 und 1861 bis 1872 Nationalrat (1860 Präsident); 1855 bis 1857 Ständerat (1857 Präsident); 1859 bis 1860 und 1861 Verfassungsrat. 1855 bis 1857 Präsident des Kath. Administrationsrats, 1855 bis 1861 des Kassationsgerichts, 1856 bis 1859 des Kantonsschulrats und 1862 bis 1863 des kant. Erziehungsrats. Ab 1863 wieder Anwalt.
 
1848 befürwortete Johann Baptist Weder einen zentralistischen Bundesstaat mit Ein-Kammer-Parlament. Er arbeitete 1870 massgebend an der Verfassungsrevision mit, lehnte diese aber aus föderalistischen Gründen ab. Im Kanton St. Gallen trat er für eine strikte Kontrolle der Kirche durch den Staat ein; die Schaffung eines Bistums St. Gallen lehnte er ab. Unter seiner Führung erfolgten 1856 die Einrichtung einer konfessionsneutralen Kantonsschule und 1861 die Revision der Kantonsverfassung, die das Erziehungswesen unter staatliche Aufsicht stellte. 1864 regte er die Gründung der Kantonalbank an. Ab 1861 verfolgte er im Kanton einen kompromissbereiten Kurs, was zum Bruch mit den Radikalliberalen führte. Johann Baptist Weder war während der 1840er und 50er Jahre eine der prägenden politischen Figuren im Kanton. 1872 zog er sich aus der Politik zurück.

 

Karte

 

Bild um 1860

Johann Baptist Weder-Looser: Regierungsrat und Landammann, Nationalrat, Ständerat. Um 1860.

Johann Baptist Weder-Looser (1800-1872)

Quelle: Staatsarchiv St. Gallen, Signatur: BMA 530. Hersteller: Taeschler-Signer, St.Gallen.

 

Johann Baptist Weder

Weder-Looser, Johann Baptist von Oberriet, römisch-katholisch * 27. Juni 1800 in Oberriet, † 17. Okt. 1872 in St.Gallen.

Primarschule Oberriet, später Latein bei Pfr. Künzle in Oberriet, erst 1818 Kath. Gymnasium St. Gallen. Studium in Freiburg i. Br. (1. Sem. Phil. Fak., nachher Jurist Fak.) 1822-27; Dr. iur. (Promotion in Freiburg? Sicher nicht in Heidelberg, wie bisher angenommen, war auch hier nie immatrikuliert). Rechtsanwalt in St. Gallen im Advokaturbüro von Karl Wegelin, dann von J. B. Gruber, nachher selbständig (Zusammenarbeit mit B. F. Curti). 1831 Mitgründer und zeitweilig Redaktor der «St. Galler Zeitung». Redaktor des «St.Galler Boten» 1846-51. — RR 1847 — Jan. 51 (Bau-Dept.) und 1861-63 (Finanz-, dann Erziehungs-Dept.). LdA 1849 II, 1862 I. — Kassationsger. Präs. 1839 und 1855-61. — Von 1863 an wieder Anwalt.

GrR 1833-35, 1837-39, 1841-51, 1855-67 (Präs. 1838, 1843, 1855, 1861, 1863, 1865-66). VerfR 1859/60 und 1861 (Komm. Präs.). — Kath. ER 1833-35 und 1855-57. (Präs.). Präs. KSchulR 1856-59, Präs. ER 1862-63. —Präs. AR 1855-57. — NR 1848-51, 1858-60, 1861 (Nachwahl im Jan.) — 72 (Präs. 1860). StR 1855-57 (Präs. 1857). — Gründer u. erster Präs. des «Liberalen Vereins der Stadt St. Gallen» Nov. 1857—Dez. 1861. Schriften: Ansichten über die Revision der Verfassung des Kantons St. Gallen, St. Gallen 1851. — Das Wirken der sogenannten Radikalen im Kanton St. Gallen seit dem Mai 1855, St. Gallen 1857. — Die Leistungen des katholischen Kantonsteils für die gemeinsame Kantons-schule und der Verkauf der Waldungen der katholischen Korporation, St. Gallen 1859. — Dr. Weders Austritt aus dem Kantonsschulrat, St. Gallen 1859. — Dr. Weders Austritt aus dem Regierungsrate im März 1863 und die liberale Opposition, Tgbl. Juli 1863 (auch separat). Nachlass: Correspondenzen und Actenstücke (Ms., Stadtbibliothek Vadiana St. Gallen). Nekrologe: Tgbl. 1872, Nr. 246. — NZZ 1872, Nr. 540, 542. — SG Ztg. 1872, Nr. 245. Literatur: Joh. Dierauer, St. Gallische Analekten, bes. Heft I, 1898 (Quellen). — Tgbl. 1899, Nr. 191-97, 199-206 (Cornelius Stieger). — Tgbl. 1929, Nr. 176, 178, 180 (nicht in OSchw., wie oft zitiert!). — Tgbl. 1953, Nr. 190. — Hans Hiller, Landammann A. 0. Aepli, St. Gallen 1953.

Der früh vaterlose Weder wächst als Bauernbub auf dem stattlichen Gut «Zur Burg» in Oberriet auf. Einige Jahre nach der Volksschule entschliesst sich die Mutter, den intelligenten Burschen studieren zu lassen. Er begegnet dabei starken Persönlichkeiten liberaler Prägung wie J. A. S. Federer, in Freiburg Rotteck und Welcker. Als Advokat führt er u. a. Prozesse im Auftrag des Kantons und plädiert oft vor ausserkantonalen und ausländischen Gerichten. Bald wird er zu den besten schweizerischen Advokaten gezählt. Manchmal steht er auch als beklagter Journalist vor Gericht; denn der impulsive Mann ist oft nicht eben zimperlich. Schon in den dreissiger Jahren ist der junge liberale Katholik Weder (er ist mit der Tochter eines evangelischen Pfarrers sehr glücklich verheiratet) in der kantonalen Politik hervorgetreten, früh in Opposition zur Autorität des damals liberalen Baumgartner. In den vierziger und fünfziger Jahren ist Weder der erste Mann in der kantonalen Politik der Liberalen, nach Stil und Mitteln oft der Radikalste, aber auch der Flexibelste, der Volksmann im. führenden Dreigestirn neben Curti und Hungerbühler. Er gehört der kantonalen Legislative und Exekutive nur mit Unterbrechungen an. Oft demissioniert er nach Rückschlägen, so 1851 nach dem vergeblichen Versuch einer Verfassungsrevision. 1855 wird er gleichsam hochgespült, denn sogar innerhalb des katholischen Grossratskollegiums hat sich eine liberale Mehrheit ergeben: Er wird gleichzeitig Präsident vier entscheidender Gremien und in der Folge der «Vater der Kantonsschule», der sog. Vertragskantonsschule von 1856, die auf den verfassungsmässigen Schulträgern und der Stadt St. Gallen ruht. Diese von der Verfassung nicht vorgesehene Gründung und die rasch durchgesetzten Ausschüttungen aus dem Vermögen des katholischen Konfessionsteils bewirken einen Umschwung; um ihn abzufangen, konstituiert sich auf Initiative und unter dem Präsidium Weders die erste förmliche Parteiorganisation auf liberal-radikaler Seite, der «Liberale Verein der Stadt St. Gallen». 1859 und Mai 1861 ergeben sich infolge des damaligen Bezirksmajorzes konservative Mehrheiten, denen nach der Überzeugung aller Liberalen keine Mehrheit im Volke entspricht. Ultimativ will daher der «Liberale Verein» mit «jedem rechtlichen Mittel» eine Verfassungsrevision durch einen nach einem neuen Wahlsystem zu wählenden Verfassungsrat erzwingen. Aeplis Vermittlung hilft Weder, dem für die Zuspitzung Hauptverantwortlichen, die Zügel der Radikalen in der Hand zu behalten, bannt die Gefahr der Gewaltanwendung von irgendeiner Seite und bewegt ihn zur Mässigung (3. Juni 1861). Die neue Verfassung, an der er hervorragend mitarbeitet, erfüllt seine wichtigsten Wünsche. In den Neuwahlen lässt er sich in die Regierung wählen. Einzelne Altradikale und die Jungradikalen («Junge Schule») kritisieren sein Einlenken scharf. Der Kanton verdankt ihm das erste eigentliche Erziehungsgesetz (1862); er bereitet die Übernahme «seiner» Vertragskantonsschule durch den Staat vor, zieht sich aber, erbittert über die Opposition aus den eigenen Reihen, von 1863 an aus der kantonalen Politik zurück. Auf eidgenössischer Ebene ragt Weder weniger hervor. Er ist ein entschiedener Vorkämpfer eines vollsouveränen Bundesstaates (mit Einkammersystem, aber kantonaler Vetomöglichkeit) gewesen. Dessen gewaltsame Durchsetzung 1847 zu unterstützen, fiel ihm äusserst schwer. 1860, an der Spitze des Nationalrates, ist er im Savoyerhandel gegen eine militärische Aktion. Um 1870 arbeitet er massgebend bei der Verfassungsrevision mit. Johann Baptist Weder ist einmal der bedeutende Advokat, dann der scharf profilierte Politiker, nicht aber der ausdauernde Staatsmann. Er führt den Kampf für hochgesteckte, klare politische Ziele draufgängerisch, mit allen geistigen Waffen, oft hart an den Grenzen der Rechtsordnung. Nachdem er Wesentliches erreicht hat, schwenkt er auf eine gemässigte, modernere liberale Linie. Charakteristisch ist weiter der periodische Wechsel zwischen Privatberuf und parteipolitischer Tätigkeit einerseits und Mitarbeit in Volksvertretung und Regierung andererseits. Er kann nur dann mit seiner vollen Kraft wirken, wenn er sich von weiten Volkskreisen und seinen engsten Gesinnungsfreunden getragen weiss und wenn er sich raschen, vollen Erfolg verspricht. H.H.

Johann Baptist Weder-Looser (1800-1872)

Quelle: Die Landammänner des Kantons St. Gallen. Erster Teil 1815-1891. E. Löpfe-Benz AG, Graphische Anstalt und Verlag, Rorschach, 1971.

 

Johann Baptist Weder - 100 Jahre

In den Jahren seines Bestehens hat das Rheintal auf politischem Gebiete recht oft bedeutungsvolle Persönlichkeiten hervorgebracht, die nicht nur im eigenen Kanton, sondern auch auf dem Gebiete der Eidgenossenschaft von sich reden machten. Ein bedeutender Sohn unserer Talschaft ist sicher auch Johann Baptist Weder, der vor hundert Jahren, am 16. Oktober 1872, in St.Gallen verstarb und unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung am 19. Oktober zu Grabe getragen wurde.

Der am 27. Juni 1800 als Sohn eines einfachen Bauern geborene Oberrieter Bürger war nach spärlich genossenem Elementarunterricht an der Volksschule gezwungen, im väterlichen Betrieb mitzuarbeiten. Erst im Alter von 17 Jahren verspürte er den Drang sich weiterzubilden, und so absolvierte der aufgeweckte Jüngling vorerst die katholische Mittelschule in St.Gallen, um sich alsdann in Freiburg i. Br., Göttingen und Heidelberg den juristischen Studien zu widmen. In die Heimat zurückgekehrt, begann er seine juristische Praxis im Rheintal und bereits Ende der zwanziger Jahre eröffnete er in St.Gallen ein Anwaltsbüro, das sich schon nach kurzer Zeit eines ausgezeichneten Rufes erfreute. In diese Zeit fällt auch der Beginn der steilen politischen Karriere des überzeugten Katholiken. Bereits im Alter von 33 Jahren wurde er zum Mitglied des Grossen Rates gewählt, dem er mit kurzen Unterbrechungen bis 1867 angehörte, und den er einige Male als gewiegter Vorsitzender präsidierte. Von 1847 bis 1851 und wiederum von 1861 bis 1863 war er Mitglied des Regierungsrates, in welchem er vorerst das Bau- und hernach das Erziehungsdepartement leitete. Zu diesen Aemtern auf kantonaler Ebene sollten aber bald auch eidgenössische Aemter kommen. Während manchen Amtsdauern war er Mitglied des Nationalrates. Den Zenit erreichte er, als er den Kanton St. Gallen von 1855 bis 1857 im Ständerat vertreten konnte. In diese Zeit fällt der Höhepunkt seines politischen Wirkens, präsidierte er doch gleichzeitig die Kassationsbehörde, den Kantonsschulrat und den Administrationsrat; im Jahre 1855 war er Grossratspräsident und 1857 gar Präsident des Ständerates. Dr. Weder war zu jener Zeit wohl der konsequenteste Liberale radikaler Prägung. Zu höchsten Ehren reichte es ihm jeweils dann, wenn die Liberalen im Kanton die absolute Mehrheit innehatten. Dies war in den Jahren 1847 und 1855 der Fall. Während manchen Jahren war er der eigentliche Führer der Liberalen im Kanton St. Gallen.

Sein Hauptanliegen war wohl die Gründung der paritätischen Mittelschule, ein Postulat, für welches er sich mit Vehemenz und mit Erfolg einsetzte. Nicht umsonst wird er vielfach als der Vater der Kantonsschule bezeichnet, welche bereits im Jahre 1856 eröffnet werden konnte. Als Präsident des Kantonsschulrates und Mitglied der Baukommission hatte er vor der Eröffnung im Laufe von nur drei Monaten nicht weniger als 70 Sitzungen geleitet! Wegen seines zuweilen allzu forschen Eintretens für eine von ihm als einzig richtig erkannte Sache gewannen die Konservativen bald einmal die Oberhand und die liberale Mehrheit drohte zusammenzuschmelzen. Wiederum war es Dr. Weder, der in einer zündenden Rede den Liberalen die Notwendigkeit zur Gründung des «Liberalen Vereins» schmackhaft machte. Es sei an der Zeit, dass man in St. Gallen aufhöre, «sich nach katholischen und reformierten Mehr- und Minderheiten zu zählen, sondern gewohnt werde, sich als Bürger zu betrachten, bürgerliche Mehrheiten anzuerkennen und nicht konfessionelle».

In entscheidenden Fragen offenbarte Dr. Weder aber immer wieder seinen versöhnlichen Geist, der Hand bot zu Kompromissen. So gaben auf seine Veranlassung hin die Konservativen ihren Widerstand gegen die staatliche Aufsicht über das Erziehungswesen auf, während die Liberalen die kirchlichen Angelegenheiten den Kirchen zurück-gaben. Die Verfassung von 1861, die weitgehend durch sein versöhnliches Wirken zustandekam, verschaffte ihm vor allem aus liberalen Kreisen heftige Gegner, worauf er die Konsequenzen zog. Im Alter von 67 Jahren, auf der Höhe seines Ansehens, trat er von den Aemtern zurück. Sein Lebenswerk charakterisierte er mit den Worten: «Ich habe in einem langen politischen Kampfe nie mich selbst gesucht, sondern immer nur für meines lieben Vaterlandes Ehre und Freiheit gestritten.»

Johann Baptist Weder-Looser (1800-1872)

Quelle: Unser Rheintal (1973) p. 104

 

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Erstellt durch Daniel Stieger (letzte Aktualisierung: 20.03.2024)
Letzte Änderung der Daten: 2020-11-07
Quellen: Oberriet, Bürgerregister (No. 2075) - Eltern; Oberriet, Taufbuch 1732-1842
 
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