*** Josef Anton Kolb ***

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Johann Alois (Johann, "Altammann Buben", "Altammannbubes", "Altammanns", "Altammes")

Kolb

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Maria Anna (Marianna)

Kolb-Kühnis

... Eltern von ...

Josef Anton

Kolb

* Sa, 1848-04-08
† Mo, 1890-03-03

... verheiratet mit ...

...

 

 

 

 

...


*** Report ***


Personalien

Name

Josef Anton Kolb

Bürger von

Oberriet, SG

Geboren am

1848-04-08 in Oberriet, SG

Taufe am

1848-04-08 in Oberriet, SG
Taufpate: Josef Anton Könis - Oberriet
Taufpatin: Anna Maria Könis - Oberriet

Gestorben am

1890-03-03

Beruf(e)

Sklave

Wohnort(e)

Oberriet, SG (1848)


Eltern

Vater

Johann Alois (Johann, "Altammann Buben", "Altammannbubes", "Altammanns", "Altammes") Kolb (1819-07-13 bis 1892-02-19)

Mutter

Maria Anna (Marianna) Kolb-Kühnis (1821-03-04 bis 1863-05-17)


Geboren um 3 Uhr.

 

Karte

 

Sklave

Josef Anton Kolb wurde von Seeräubern gefangen und in die Sklaverei geliefert. Einen echten Oberrieter kann ein solcher Lapsus jedoch nicht verdriessen.

Josef Anton Kolb (1848-1890)

Quelle: Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern, Band 37, Nummer 23, 19. März 1890

 

Weitere Quelle

Offenbar gelang die Flucht, indem er "eine Strecke weit im Wasser vorwärtsging". Ein heisser Tip für alle Sklaven!

Johannes Rohner (1777-1855)

Quelle: St. Galler Volksblatt, 19. März 1890

 

Kein Einzelfall

Offenbar gab es dutzende von Schweizern, welche zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert in Nordafrika versklavt wurden. Im untenstehenden Text ist von über einer Million Europäer die Rede, welche von Nordafrikanern verschleppt und versklavt wurden.

Seit einiger Zeit erforschen Historikerinnen und Historiker die Verwicklung der Eidgenossenschaft sowie von Schweizer Unternehmen und Einzelpersonen in den Sklavenhandel. Hierbei stand und steht insbesondere die Untersuchung der heimischen Beteiligung am transatlantischen Sklavenhandel im Vordergrund, also der Versklavung breiter afrikanischer Bevölkerungsschichten durch die sich christlich nennenden Kolonialmächte unter Mithilfe von afrikanischen Sklavenhändlern. Die in Unfreiheit geratenen Opfer dieses unmenschlichen Systems wurden insbesondere an Plantagenbesitzer auf dem amerikanischen Kontinent verkauft und zu diesem Zweck auf Schiffen über den Atlantik transportiert.

Ein neulich bearbeitetes Dokument im Staatsarchiv vom 28. Mai 1800 zeigt eine vollkommen andere Seite der Sklaverei-Geschichte. Der Regierungsstatthalter des Kantons Säntis, dessen Territorium um 1800 den nördlichen Teil des heutigen Kantons St.Gallen sowie die beiden Appenzell umfasste, informierte mit diesem Schreiben, "[…] dass zwey Bürger aus hiesigem Kanton, der eine ein gewisser Johannes Rohner von Wolfhalden, der andere ein Johannes Frischknecht von Schwellbrunn, in Sclaverey gerathen und in Tunis als solche leben müssen […]".

Das Originaldokument ("Collecte zu Loskauf zweer Sclaven") im Staatsarchiv beleuchtet, dass die Sklaverei in der Vergangenheit in weiten Teilen der Welt Verbreitung gefunden hatte. Sie war seit der Antike ein geradezu "globales" Übel mit – je nach Kultur und Region – unterschiedlichen Ausprägungen. Mit der muslimischen Expansion nach Afrika, die auch zu einer Ausdehnung in die Gebiete des Westmittelmeerraums im heutigen Tunesien, Algerien und Marokko geführt hatte, waren beachtliche Teile der dort ansässigen Bevölkerung versklavt worden. Die Besiegten verrichteten über Jahrhunderte Zwangsarbeit insbesondere in Bergwerken, der Landwirtschaft, im Handwerk und in Haushalten. Von Tunesien und Algerien aus überfielen Piraten in der Neuzeit sowohl südeuropäische Küsten als auch Schiffe, und sie versklavten die Gefangenen. Im Zeitraum von etwa 1530 bis 1780 dürfte über eine Million Europäer von Nordafrikanern verschleppt und versklavt worden sein. Die Fachliteratur schätzt die Zahl der Sklaven in Tunis um das Jahr 1800 auf 1'500 Christen, unter ihnen auch Johannes Rohner aus Wolfhalden und Johannes Frischknecht aus Schwellbrunn. Primäres Ziel der maghrebinischen Piraten um 1800 war die Erpressung von Lösegeld für die versklavten Europäerinnen und Europäer, und so erstaunt es nicht, dass auch im Fall der beiden Einwohner aus dem Kanton Säntis finanzielle Forderungen eingegangen waren. Weil die Familien der beiden unglücklichen Appenzeller gemäss Schreiben aus St.Gallen "[…] in so dürftigen Umständen […]" lebten, baten die Behörden des Kantons Säntis die Geistlichen um das Erheben einer Kollekte, um das geforderte Lösegeld bezahlen zu können. Zu dieser bedauerlichen Geschichte passt wohl, dass der mythologische Freiheitsheld Tell, der den Briefkopf des Schreibens der Helvetischen Republik ziert, seinen Sohn Walter mit nachdenklichem Blick ansieht. Liberté und Egalité, die Parolen der französischen Revolution, welche den Briefkopf in deutscher Übersetzung ergänzen, muten mit Blick auf diese Geschichte – je nach Perspektive – einerseits wie ein Hohn und andererseits wie ein frommer Wunsch an.

Patric Schnitzer, Staatsarchiv [St. Gallen]

Johannes Rohner (1777-1855)

Quelle: Die Zeile, Nr. 1 / 2023 (Das Magazin des Verlagshauses Schwellbrunn)

 

Johannes Rohner (1777-1855)

Schon Johannes Rohners Vater hatte in fremden Diensten gestanden und wusste seinem Sohn viel Abenteuerliches zu erzählen, so dass seine „Lust, ebenfalls in die Fremde zu gehen, täglich zunahm“, wie Rohner berichtet. 1794 liess er sich im Alter von 16 Jahren im Gasthaus Hirschen in Thal von einem Werber für die piemontesisch-sardinischen Dienste engagieren. Es war also Rohners Abenteuerlust, die ihn ins Ausland verschlug. Im Allgemeinen hatte der Solddienst Ende des 18. Jahrhunderts aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs im Land an Attraktivität verloren. Die Verdienstmöglichkeiten in der aufstrebenden Textilindustrie waren für Appenzeller weit verlockender, als der mit vielen Gefahren verbundene Solddienst.

Zwei Jahre lang unterstand Johannes Rohner dem Regiment Schmid im Piemont. Als das Regiment aufgelöst wurde, wollte Rohner in seine Heimat zurückkehren, doch erfuhr er in Bellinzona von einem Landsmann aus Grub, dass „gegenwärtig Handel und Gewerb stocke, der Verdienst klein sey, und die nöthigsten Lebensmittel im Preise täglich steigen.“ Die Nachricht war Grund genug für Rohner, sich erneut in fremde Dienste zu begeben. Dies mag erstaunen, zumal zeitgenössische Chroniken die 1790er Jahre als wirtschaftlich gute Jahre beschreiben, in welchen in Appenzell Ausserrhoden sowohl Landwirtschaft als auch Handel und Gewerbe blühten. Gleichzeitig verursachten aber die schnellen Wechsel der Preise viele Verschuldungen. Johannes Rohner liess sich 1796 für ein deutsches, in königlich-neapolitanischen Diensten stehendes, Regiment anwerben. Auf der Überfahrt von Genua nach Neapel wurde das Schiff jedoch von türkischen Seeleuten überfallen, welche die piemontesischen Söldner als Sklaven nach Tunis verkauften. Rohner verbrachte von da an zehn Jahre als Haussklave, zunächst des Beys von Bardo, später des osmanischen Befehlshabers Soliman. Essen bekam der Sklave Rohner nur schlechtes, dafür oft Schläge vom Dienstherren, wie er später berichtete. Johannes Frischknecht, der sich auf dem gleichen Schiff befunden hatte, wurde als Sklave zu harter Arbeit im Kalkabbau eingesetzt.

In einem Brief an seine Eltern, „geschriben in der barbarey bardo bey Tunis“ 1804 und unterzeichnet mit „Johan Ronner Infelice Schiavo“ (Johannes Rohner, unglücklicher Sklave), gibt Rohner seiner Verzweiflung über sein „trauriges und elendtvolles Leben“ Ausdruck und schildert seine Angst, sein ganzes Leben in Sklaverei verbringen zu müssen. Erste Hoffnung konnten die beiden Appenzeller schöpfen, als sie aus einem elterlichen Brief erfuhren, dass in mehreren Gemeinden des Kantons Säntis eine Steuer für sie gesammelt wurde, um sie freizukaufen. Schliesslich kam ihnen die weltpolitische Lage zu Hilfe. Als Neapel 1806 unter die Herrschaft des französischen Kaisers Napoleon I. geriet, wurden mehrere neapolitanische Söldner aus der osmanischen Gefangenschaft freigekauft. 1806 wurden auch Johannes Rohner und Johannes Frischknecht befreit. Rohner hielt seine Erinnerungen später in einer Druckschrift fest, die er 1838 unter dem Titel „Das Merkwürdigste aus der Lebensgeschichte eines Appenzellers, der 10 Jahre in afrikanischer Sklaverei war“ veröffentlichte.

Autorin: Kathrin Hoesli, Herisau

Chronologie:

1777 Geburt Johannes Rohner
1794 Rohner begibt sich in fremde Dienste nach Italien
1796 Überfall durch Osmanen und Beginn des Sklavenlebens in Tunis
1806 Befreiung aus osmanischer Gefangenschaft
1807 Heirat mit Elisabeth Züst (1784-1859)
1855 Tod Johannes Rohner

Literatur:

StAAR: Pa.77 Privatarchiv Rohner
Vorstellung und kurze Beschreibung zweyer aus der Sklaverey zu Tunis zurückgekommener Schweizer. In: Appenzeller Calender auf das Jahr 1808. Trogen o. O.
Das Merkwürdigste aus der Lebensgeschichte eines Appenzellers, der 10 Jahre in afrikanischer Sklaverei war. St. Gallen 1838.
Witschi, Peter. Appenzeller in aller Welt – Auswanderungsgeschichte und Lebensschicksale, Herisau 1994.

Johannes Rohner (1777-1855)

Quelle: Appenzeller Kalender 1808

Für den Appenzeller Kalender auf das Jahr 1808 erstellter Holzschnitt als Illustration zum Bericht über zwei aus osmanischer Sklaverei losgekaufte Ausserrhoder. Links (Figur II), in der Kleidung eines Arbeitssklaven, der Schwellbrunner Johannes Frischknecht. Rechts (Figur I), in der Kleidung eins Haussklaven, Johannes Rohner (1777-1855) aus Heiden. Der Holzschnitt trägt die Überschrift 'Vorstellung und kurze Beschreibung zweyer aus der Sklaverey zu Tunis zurückgekommener Schweizer'.

 

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Erstellt durch Daniel Stieger (letzte Aktualisierung: 20.03.2024)
Letzte Änderung der Daten: 2023-05-18
Quellen: Oberriet, Bürgerregister (No. 1243) - Kind; Oberriet, Taufbuch 1842-1912
 
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